Am späten Nachmittag des 01. Septembers 2022 ertönt im Kolonnadenviertel im Zentrum von Leipzig plötzlich eine Trompete. Sie spielt eine eingängige etwas klagend klingende Melodie. Kurze Zeit später hört man Stimmen, die dazu singen. Menschen verschiedener Altersgruppen und Herkunft kommen aus verschiedenen Straßen zusammen und singen schließlich gemeinsam den jüdischen Kanon „Hin-neh mah Tov umah naʿiym sheveth aḥiym gam yaḥadh.“ Die singende Gemeinschaft macht sich auf den Weg zur Ez-Chaim-Synagoge – oder besser gesagt, zu dem Ort, wo (fast) nichts mehr an das Gotteshaus erinnert. Doch genau um das Erinnern geht es an diesem Tag. Nachdem Herr Prof. Dr. Schnei-der von der Leipziger Notenspur die Anwesenden begrüßt und einige Informationen zur Geschichte der Synagoge erzählt hat, beginnt Ayala Sivan Levi das Cello zu spielen. Nach einem weiteren Lied „Haida“ und Ausblick auf die Festwoche zum 100. Gründungsjubiläum der Ez-Chaim-Synagoge vom 04. bis zum 11. September 2022 zerstreuen sich die Akteure. Wir freuen uns, dass Fachschüler*innen und Fachoberschüler*innen dazu beigetragen haben, sich an das Erinnern zu erinnern.
Am Abend des 07. Septembers 2022 finden sich wieder Schüler*innen der Fachoberschule für Gesundheits- und Sozialwesen der Henriette-Goldschmidt-Schule auf dem Parkplatz hinter dem Norma im Kolonnadenviertel ein und gedenken der Menschen, deren Gemeindeleben zwischen 1822 und 1940 in der Synagoge stattfand. Wir waren zu Gast bei einer Premiere. Stuhlreihen und eine Bühne mit Scheinwerfern waren aufgebaut. Vor den Sommerferien fanden zusammen mit der Notenspur Leipzig Workshops mit den damaligen 11. Klassen statt. Es war von Interesse, wie junge Menschen sich mit Orten und Personen jüdischen Lebens in Leipzig auseinandersetzen. Sehr kreative Audiobeiträge, die verschiedene Möglichkeiten der Begegnung und Erfahrung mit diesen Orten und Personen widerspiegeln, sind entstanden. Besonders stolz sind wir auf die Beiträge zu den Stationen Musikbibliothek Peters und Wohnhaus Erwin Schulhoff, die unsere Schüler*innen gestaltet haben. Vielen Dank! Aber auch die anderen Beiträge z. B. der Gerda-Taro-Schule, der Schule an der Prager Spitze oder des Kantgymnasiums waren beeindruckend und zeigen, dass es junge smarte Menschen gibt, die sich mit dem Erinnern auseinandersetzen wollen und keine Angst davor haben. Ein Zitat des Abends: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht gestalten“ und das aus dem Mund eines 9. Klässlers. Das macht Mut und glücklich, diese jungen Menschen als Lehrkraft begleiten zu dürfen.
Wir bedanken uns bei der Notenspur Leipzig, insbesondere bei Gottfried Haufe für die lockere, sehr ansprechende Moderation, Martin Basmann für die technische Unterstützung und Prof. Dr. Schneider für den theoretischen Input. Wir danken außerdem Frau Hentschel und Frau Wallenhauer sowie Frau Quinger-Hausmann, Frau Kusche, Herrn Koch und Herrn Elze, die mit unseren Schüler*innen und Studierenden den Inhalt aufgearbeitet haben und vor allem Frau Nitschke, die im Hintergrund sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt und das Projekt inhaltlich vorangetrieben hat. Ein großes Dankeschön geht an unsere Schüler*innen und Studierenden, die durch ihren Einsatz und ihre guten Ideen und ihre Stimme zum Gelingen der Aktionen beigetragen haben. Stolz sind wir auf die zwei Audiobeiträge der Henriette-Goldschmidt-Schule, die auf der Erkundungstour Leipziger Notenbogen zukünftig für die ganze Welt zugängig ist. Unsere Gedanken beschäftigen sich bereits mit Ideen für unseren Beitrag zur jüdischen Woche am 27.06.2023 um 11:00 Uhr hier bei uns in der Henriette-Goldschmidt-Schule.
Nähere Informationen zu den Audiobeiträgen finden Sie online unter Audiobeiträge von Leipziger Schulen (notenspur-leipzig.de).