Henri Hinrichsen
(1868 – 1942)
Henri Hinrichsen wurde 1868 in Hamburg als Sohn von Betty und Robert Hinrichsen (Fabrikant) geboren. Ab 1887 ging er in Leipzig bei seinem Onkel Max Abraham, Inhaber des Verlags C.F. Peters, in die Lehre.1898 heiratete er Martha Bendix, mit der er später sieben Kinder, zwei Töchter und fünf Söhne, hatte. Nach dem Tod Max Abrahams wurde Hinrichsen mit Beginn des neuen Jahrhunderts Alleininhaber der Edition Peters. Kurz vor seinem Tod schenkte Abraham die musikgeschichtlich sehr wertvolle „Musikbibliothek Peters“ der Stadt Leipzig. Hinrichsen übernahm nach der Inflation die Kosten der Verwaltung, Erhaltung und laufenden Ergänzung, da die Stadt dazu nicht in der Lage war.
1911 rief er die Stiftung der Henriette-Goldschmidt-Schule als erste „Hochschule für Frauen“ in Deutschland ins Leben. In diesem Zusammenhang übernahm er ehrenamtlich fördernde und helfende Aktivitäten, unter anderem auf dem sozialpädagogischen Feld der Armenpflege in Leipzig. 1926 stiftet er das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig; eine in Deutschland einzigartige Sammlung.
Die Universität Leipzig berief ihn 1929 zum Dr. h.c. phil (Ehrendoktor der Geisteswissenschaft). Mit dem Beginn des Nationalsozialismus begann auch für Henri Hinrichsen und seine Familie die Diskriminierung und Verfolgung durch das Regime. Das Verbot von „Mischehen“ zwang Sohn Max 1937 zur Auswanderung nach England. Auch Sohn Walter verließ 1936 Deutschland und gründete 1948 in den USA die „C.F. Peters Corporation“. In der „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 verwüsteten die Nationalsozialisten die Verlagsräume; für Hinrichsen und seinen Sohn Dr. Hans-Joachim wurde ein Berufsverbot ausgesprochen. Damit wurde die „Arisierung“ des Verlages C.F. Peters eingeleitet. Der lächerliche „Kaufpreis“ musste als „Judenfluchtsteuer“ an den Staat entrichtet werden. Nur so konnte Hinrichsen 1940 mit seiner Frau Martha, fast mittellos, nach Belgien emigrieren. Auch sein Sohn Hans-Joachim ging mit ihm; er starb noch im selben Jahr in einem Konzentrationslager in Frankreich. Martha Hinrichsen starb 1941 an den Folgen ihrer Diabetes-Erkrankung; nach der deutschen Eroberung Belgiens erhielten Juden kein Insulin mehr. Henri Hinrichsen wurde 1942 von der Gestapo verhaftet und in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gebracht, wo er am 17. September vergast wurde. Ein großer Teil der Familie Hinrichsen wurde während der nationalsozialistischen Herrschaft in Auschwitz ermordet.
Quelle: Lawford-Hinrichsen, Irene: Henri Hinrichsen und das Musikinstrumenten-Museum der Universität Leipzig (Vortrag anlässlich der Festlichen Gründungsveranstaltung des „Freundes- und Förderkreises Musikinstrumenten-Museum der Universität Leipzig e.V.“ am 14.12.1991)